Immer mehr Investoren suchen nach Möglichkeiten, ihr Kapital in nachhaltige Projekte zu investieren. Hierbei stehen nicht nur die Rentabilität und die Sicherheit im Fokus der Bewertung, sondern auch die Vereinbarkeit mit ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien. Dieser Beitrag klärt auf, was es dabei zu beachten gibt und welche Chancen sich Kapitalanlegern in der Schweiz bieten.
Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich?
Die klassische Definition von Nachhaltigkeit in der Produktion bezieht sich auf den Einsatz von Rohstoffen, die nachwachsen beziehungsweise regenerierbar sind. Hierbei gilt das Prinzip, dass nur so viele Naturrohstoffe verbraucht werden dürfen, wie auch wieder nachwachsen können. Damit werden von vornherein solche Rohstoffe ausgeschlossen, deren Vorkommen endlich ist, also Mineralien wie Erze oder fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas. Nachhaltigkeit bedeutet aber noch viel mehr, weil der Begriff neben ökologischen auch soziale und ethische Aspekte einbezieht. Kinderarbeit ist bei nachhaltigen Projekten ebenso tabu wie Ausbeutung von Arbeitskräften zu Dumpinglöhnen. Hinzu kommt die Art des Wirtschaftens. So sind etwa Massenproduktion in der Industrie und Massentierhaltung in der Landwirtschaft Methoden, die sich definitiv nicht mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit vereinbaren lassen.
Nach welchen Kriterien wird ein nachhaltiges Investment beurteilt?
Nachhaltige Investments werden nach ökologischen (E), sozialen (S) und ethischen (G) Kriterien beurteilt. „G“ steht für Governance und umfasst neben der Unternehmensführung auch die Produktionsmethoden. Die ESG-Kriterien können je nach Fonds oder ETF unterschiedlich gewichtet sein. Sie sind eine Art Gütesiegel, das mit der „Bio“-Kennzeichnung von Nahrungsmitteln vergleichbar ist. Die Umweltkriterien umfassen den CO2-Ausstoss und den Anteil bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Ferner stehen Ressourcenverbrauch und Abfallmanagement in der Bewertung. Bei den sozialen Kriterien geht es in erster Linie um faire Arbeitsbedingungen. Hierbei wird berücksichtigt, ob Tätigkeiten angemessen entlohnt werden und ob Mindeststandards beim Arbeits- und Gesundheitsschutz eingehalten werden. Die Unternehmensführung (Governance) bildet schliesslich die dritte Säule bei der Beurteilung, ob es sich um ein nachhaltiges Investment handelt. Menschenrechte, Transparenz, Korruptionsfreiheit und die Zusammensetzung des Unternehmensvorstands werden hierbei beleuchtet.
Woran erkennt man ein nachhaltiges Investment?
Man muss schon genau hinsehen, wenn man sich auf die Suche nach nachhaltigen Geldanlagen begibt. Das gilt nicht nur auf der internationalen Ebene, sondern auch in der Schweiz. Nicht jedes Investment, das sich nachhaltig nennt, ist es auch tatsächlich. Ein guter Anhaltspunkt sind die besagten ESG-Kriterien, an denen man sich orientieren kann. Sie sind aktuell der Standard bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Investments. Die Bewertung erfolgt durch Ratingagenturen, die sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben. Nicht jeder Bereich wird exakt zu einem Drittel gewichtet, denn jede Ratingagentur setzt andere Prioritäten. Dasselbe gilt auch für grosse Analysten wie Bloomberg oder MSCI. Diese arbeiten zudem mit eigenen Kennzahlensystemen, mit dessen Hilfe sie einen speziellen Score für den Grad der Nachhaltigkeit errechnen.
Nachhaltig investieren heisst in nachhaltige Projekte investieren
Nachhaltige Investitionen fliessen in Projekte und Unternehmen, welche den Prinzipien der Nachhaltigkeit entsprechen. Neben den ESG-Kriterien kann ein Investor natürlich noch eigene Prioritäten für seine Investmentstrategie setzen, indem er bestimmte Branchen wie Tabak, Alkohol oder Atomkraft ausschliesst. Diese sogenannten wertbasierten Ausschlüsse lassen sich zudem durch normbasierte Modelle ergänzen. Diese orientieren sich an internationalen Leitlinien, die etwa von UNICEF festgelegt wurden. Erfüllt ein Anlageprodukt nicht die darin festgelegten Anforderungen, kommt es nicht ins Anlegerportfolio.
Wie hat sich das Volumen nachhaltiger Investments in der Schweiz entwickelt?
Das Volumen nachhaltiger Investmentfonds in der Schweiz hat sich zwischen 2017 und 2020 mit rund 695 Milliarden CHF mehr als versiebenfacht. An der Tendenz erkennt man, dass bei Schweizer Investoren ein grosses Interesse an nachhaltigen Geldanlagen besteht. Doch nicht nur die Anzahl der Investmentfonds hat sich in diesem Zeitraum vervielfacht, sondern auch die Zahl der Mandate, die für nachhaltige Investments erteilt werden. Hieran lässt sich das enorme Potenzial an nachhaltigen Investments in der Schweiz ablesen. Auch in den kommenden Jahren ist mit einer weiter steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen zu rechnen.
Fazit: Auch ein nachhaltiges Investment will gut geplant sein
Wie bei allen Entscheidungsprozessen im Bereich der Geldanlage hängt die Produktauswahl nicht nur von messbaren objektivierbaren Kriterien ab, sondern auch von individuellen Prioritäten des Investors. Sie geben letztlich den Ausschlag, was dieser unter Nachhaltigkeit versteht. Die Auswahlprozesse können sich demnach höchst unterschiedlich gestalten. Unerfahrene Anleger können sich beispielsweise an ein NGO wie Greenpeace wenden oder den Empfehlungen von Ethos, der Schweizerischen Stiftung für nachhaltige Entwicklung folgen. Man sollte sich jedoch nicht allein auf solche Empfehlungen verlassen. In jedem Fall ist es ratsam, die Anlagestrategie zunächst sorgfältig zu planen, bevor man sich mit grünen Anlageinstrumenten auseinandersetzt.