Fachkräftemangel im Gesundheitswesen: Kosten und Chancen des Einsatzes temporärer Pflegekräfte

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Ursachen des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen
  3. Kosten und wirtschaftliche Auswirkungen des Einsatzes temporärer Pflegekräfte
  4. Herausforderungen durch temporäre Arbeitskräfte
  5. Chancen und Lösungsansätze
  6. Fallbeispiel: Kantonsspital Aarau (KSA)
  7. Zusammenfassung

1. Einleitung

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wird immer gravierender, und viele Spitäler müssen vermehrt auf temporäre Pflegekräfte zurückgreifen. Diese Praxis führt zu steigenden Gesundheitskosten und stellt sowohl Chancen als auch Herausforderungen dar.

2. Ursachen des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen

Der Mangel an qualifizierten Pflegekräften ist ein komplexes Problem, das durch verschiedene Faktoren verstärkt wird. Dazu gehören eine alternde Bevölkerung, die steigende Nachfrage nach Gesundheitsdiensten und die Belastungen durch die COVID-19-Pandemie. Diese Faktoren haben den Druck auf das Gesundheitssystem erheblich erhöht.

3. Kosten und wirtschaftliche Auswirkungen des Einsatzes temporärer Pflegekräfte

Ein Beispiel für die finanziellen Auswirkungen des Einsatzes temporärer Pflegekräfte ist das Kantonsspital Aarau (KSA). Trotz positiver finanzieller Ergebnisse im letzten Jahr stiegen die Personalkosten um 20 Millionen Franken im Vergleich zu 2022. Ein bedeutender Kostenfaktor war der verstärkte Einsatz temporärer Pflegekräfte aufgrund des Fachkräftemangels.

Laut dem KSA sind etwa 5 Prozent des Pflegepersonals temporär angestellt, oft für kurzfristige Einsätze von 1 bis 2 Tagen bis zu 4 Wochen. Diese Flexibilität ist notwendig, um den 24-Stunden-Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Kosten für temporäre Pflegekräfte sind jedoch etwa 20 Prozent höher als die für festangestellte Mitarbeitende mit vergleichbarer Qualifikation und Aufgaben. Hinzu kommen Vermittlungsgebühren, die den finanziellen Druck auf die Spitäler weiter erhöhen.

4. Herausforderungen durch temporäre Arbeitskräfte

Teamgefühl und Kontinuität

Der häufige Personalwechsel durch temporäre Pflegekräfte kann das Teamgefühl und die Arbeitsatmosphäre negativ beeinflussen. Celine Gautier, Bereichsleiterin Pflege am KSA, hebt hervor, dass das ständige Einarbeiten neuer Temporärkräfte eine zusätzliche Belastung für die festangestellten Mitarbeitenden darstellt und die Hingabe der temporären Mitarbeitenden für ihre Aufgaben oft geringer ist.

Qualität der Pflege

Ein weiterer Nachteil ist, dass temporäre Pflegekräfte möglicherweise weniger vertraut mit den spezifischen Abläufen und Standards der Einrichtung sind. Dies kann zu Qualitätseinbussen in der Patientenversorgung führen.

Sozialleistungen

Temporärkräfte erhalten oft weniger Sozialleistungen und sind nicht immer ausreichend gegen Krankheit und Arbeitsausfall abgesichert. Dies führt zu einer erhöhten Unsicherheit und Unzufriedenheit unter den Mitarbeitenden.

5. Chancen und Lösungsansätze

Flexibilität und Wiedereinstieg

Trotz der Herausforderungen bietet der Einsatz temporärer Pflegekräfte auch Chancen. Roberto Laezza, CEO von Planova Human Capital AG, betont, dass Temporärarbeit eine Möglichkeit bietet, Aussteiger wieder in den Beruf zurückzuführen. Diese Arbeitsform kann sowohl den Flexibilitätsbedürfnissen der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber gerecht werden.

Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Um die Abhängigkeit von temporären Kräften zu reduzieren, sollten Spitäler und Pflegeheime verstärkt in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und in die Rekrutierung neuer festangestellter Pflegekräfte investieren. Dies könnte durch attraktive Lohnpakete, bessere Sozialleistungen und gezielte Marketingstrategien zur Gewinnung neuer Mitarbeitender erreicht werden.

Kooperation mit seriösen Dienstleistern

Eine enge Zusammenarbeit mit seriösen Personalverleihern kann ebenfalls helfen, die Qualität und Kontinuität der Pflege zu sichern. Transparente und faire Bedingungen für Temporärkräfte sind hierbei entscheidend.

6. Fallbeispiel: Kantonsspital Aarau (KSA)

Das Kantonsspital Aarau (KSA) steht exemplarisch für die Herausforderungen und Lösungsansätze im Umgang mit temporären Pflegekräften. Das KSA beschäftigt etwa 5 Prozent seines Pflegepersonals temporär, um den 24-Stunden-Betrieb aufrechtzuerhalten. Trotz einer tendenziellen Reduzierung der temporären Arbeitskräfte sind die Kosten aufgrund des verschärften Fachkräftemangels und der pandemiebedingten Mehrkosten gestiegen.

Celine Gautier vom KSA hebt hervor, dass das Geld, das für temporäre Pflegekräfte ausgegeben wird, besser in die festangestellten Mitarbeitenden investiert werden könnte. Dennoch ist der Einsatz von Temporärkräften derzeit unerlässlich, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Fabio Blasi, zuständig für das Marketing neuer Mitarbeitender beim KSA, betont, dass es nicht nur an den höheren Stundenlöhnen liegt, dass Temporärkräfte teurer sind. Auch die Vermittlungsgebühren der Personalverleiher tragen erheblich zu den Kosten bei. Einige Dienstleister haben Gewinnmargen von bis zu 30 Prozent, was die finanzielle Belastung für die Spitäler weiter verstärkt.

7. Zusammenfassung

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen führt zu einem verstärkten Einsatz temporärer Pflegekräfte, was die Kosten für Spitäler und Pflegeheime erheblich erhöht. Trotz der damit verbundenen Herausforderungen bietet Temporärarbeit auch Chancen, insbesondere in Bezug auf Flexibilität und die Wiedereingliederung von Aussteigern. Um langfristig nachhaltige Lösungen zu finden, müssen Gesundheitseinrichtungen in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Rekrutierung neuer Pflegekräfte investieren. Kooperationen mit seriösen Personalverleihern und eine Modernisierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen sind ebenfalls entscheidend, um den zukünftigen Herausforderungen des Arbeitsmarktes zu begegnen.